Literaturliste Kolonialgeschichte und LSBTI-Emanzipation
Literaturliste zum Factsheet 03 der Hirschfeld-Eddy-Stiftung „Für eine postkoloniale Praxis in der Entwicklungszusammenarbeit“ – der postkoloniale Impuls sollte in die internationale Zusammenarbeit aufgenommen werden.
Die Kolonialgeschichte und Missionsgeschichte ist auch eine Geschichte der Verfolgung und Unterdrückung von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten. Wir stellen hier Texte und Quellen zusammen, die diesen Zusammenhang erforschen.
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Literaturliste:
- Das Factsheet basiert auf einem 2018 für den Blog der Heinrich-Böll-Stiftung geschriebenen Artikel: https://www.boell.de/de/2018/12/07/die-yogyakarta-allianz-ein-postkoloniales-buendnis?dimension1=ds_feminismus
- Human Rights Watch. 2008. This Alien Legacy. The Origins of “Sodomy” Laws in British Colonialism. Verfügbar unter: https://www.hrw.org/report/2008/12/17/alien-legacy/origins-sodomy-laws-british-colonialism.
- Stephen Murray u. Will Roscoe, 1998: Boy Wives and Female Husbands: Studies in African Homosexualities. New York: St. Martin's Press, siehe https://soar.suny.edu/handle/20.500.12648/1714
- Artikel über eine Veranstaltung der Hirschfeld-Eddy-Stiftung mit Elnathan John und Olmide Popoola: https://blog.lsvd.de/kulturen-der-akzeptanz-ueber-die-rolle-von-diaspora-literatur/
- Artikel zum Urteil in Indien von Arvind Narrain: https://arc-international.net/the-repeal-of-section377-in-india-a-transformative-constitution-and-the-rights-of-lgbt-persons/
- 13-Punkte-Forderungspapier der Yogyakarta-Allianz, Punkt 10: https://blog.lsvd.de/forderungen-an-einen-lsbti-aktionsplan-des-bmz-aus-zivilgesellschaftlicher-sicht/
- Yogyakarta-Allianz: https://www.hirschfeld-eddy-stiftung.de/vernetzung/yogyakarta-allianz
- Liz Frank vom Women´s Leadership Centre Windhuk betont, dass etwa junge Lesben in Namibia bis heute die Nachwirkungen der kirchlichen Missionsgeschichte zu spüren bekommen: https://blog.lsvd.de/genau-das-brauchen-wir/
- Theresa May 2018: „I deeply regret that such laws were introduced, and the legacy of discrimination, violence and even death that persists today.”, so die damalige britische Premierministerin bei einem Treffen des Commonwealth (The Guardian, 17.04.2018)
- Bisi Alimi, 2015: If you say being gay is not African, you don’t know your history. https://www.theguardian.com/commentisfree/2015/sep/09/being-gay-african-history-homosexuality-christianity
- Kapya Koama, 2009: Globalising the Culture Wars – US conservatives, African Churches and Homophobia. www.publiceye.org/publications/globalizing-the-culture-wars/pdf/africa-full-report.pdf
- Saskia Wieringa u. Ruth Morgan, 2005: Tommy Boys, Lesbian Men and Ancestral Wives. Johannesburg: Jacana Media Press.
- Elnathan John, 2014: Removing the Veils: Nigeria’s Revived Homophobia. Elnathan’s Dark Corner. https://elnathanjohn.blogspot.com/2014/04/removing-veils-nigerias-revived.html
- Philip Ostien u. Albert Dekker, 2010: Sharia and National Law in Nigeria. In: Jan Michiel Otto (Ed). Sharia Incorporated. A Comparative Overview of the Legal Systems of Twelve Muslim Countries in Past and Present. Leiden University Press, pp. 553-612. https://openresearchlibrary.org/viewer/fa836330-50f4-4910-abae-25386baf162a/4
Hinweis zu Nigeria: Die Entstehung von Homo- und Transphobie in Nordnigeria kann nicht mit der christlichen Missionsgeschichte erklärt werden. Allerdings ist die Region ist seit der vorkolonialen Zeit islamisiert. Der Islam breitete sich ab dem 11. Jahrhundert in den Hausa-Stadtstaaten aus.Seit dem 15. Jahrhundert praktizierten Muslim*innen, überwiegend aristokratischer Herkunft, ihren Glauben in den Hausa-Stadtstaaten. Schließlich gründete Usman dan Fodio Anfang des 19. Jahrhunderts das Kalifat von Sokoto, mit dem Ziel „die Gesellschaft von unislamischen Praktiken zu reinigen und ausschließlich nach der Scharia zu leben“ (Ostien und Dekker 2010, p. 556). Mit „unislamischen Praktiken“ war insbesondere der in der Hausa-Gesellschaft weit verbreitete Bori-Kult gemeint, in dem, wie im Factsheet erläutert, Homosexualitäten und Trans*Geschlechtlichkeiten, akzeptiert waren.
Mit der Ankunft der britischen Kolonialherren wurden die Emire von Sokoto und Bornu in Nordnigeria keineswegs geschwächt. Ganz im Gegenteil: Sie kooperierten eng mit Großbritannien und wurden in ihren Rollen als „Native Authorities“ gestärkt (ebda., p. 558f.).
Der Jurist und Autor Elnathan John (2014) führt Homo- und Transfeindlichkeit in Nigeria auf die Einflüsse monotheistischer Religionen zurück. Er verweist insbesondere auf die Rolle der Scharia: „In Northern Nigeria, the Sharia Penal Code, re-introduced in a stricter version in 1999 starting with the Zamfara State Government and spreading to as many as 12 Northern states, prescribes the death penalty for homosexuality. Many of the recently arrested suspected homosexuals in these Northern states, (notably Bauchi) have been charged under the Sharia penal code ,” (John 2014).